Ach, wir Taucher nehmen schon ganz schön viel auf uns, um wunderbare Erlebnisse unter Wasser zu bekommen. Anfang Dezember 2018 zog es mich zum zweiten Mal in den 'Indischen Ozean', und dieses Mal noch ein ganzes Stück südlicher als wie zuvor die Malediven: Nach Südafrika an die Süd-Ost-Küste bei Durban, nach Umkomaas und Shelly Beach.

Diesen Tipp habe ich übrigens wieder auf der Düsseldorfer Messe "Boot" bekommen, und zwar von Timo Dersch. Timo ist Journalist und Unterwasser-Fotograf und sehr oft unter der Wasseroberfläche zu finden. Und seit er mir von Südafrika vorgeschwärmt hat, bekam ich diesen Gedanken nicht mehr aus meinem Kopf, dort auch einmal zu tauchen. 

Da dieses Reiseziel nicht gerade um die Ecke ist, ich auch ein paar Bedenken hatte, allein nach Südafrika zu fliegen, bin ich Timos Rat gefolgt und habe meine Reise von Jan Thies und seinen Mitarbeitern von Nautilus Tauchreisen planen lassen. Nach der Übersendung der Reiseunterlagen war keine einzige Frage mehr offen und ich konnte mich tiefenentspannt auf den Weg machen:

Geflogen bin ich mit 'Turkish Airlines' über Istanbul nach Durban, Südafrika. Bei dieser Route fliegt man auch über Johannesburg, wartet dort ca. eine Stunde im Flugzeug, bevor es dann weiter nach Durban geht. Insgesamt war ich 14 Stunden unterwegs, und von Durban ging es dann noch einmal mit einem Mietwagen im Linksverkehr 100 km Richtung Süden nach Umkomaas, wo ich die erste Woche meines Südafrika-Aufenthalts verbrachte, und zwar hier: 

Kaum zu verfehlen und direkt am Meer in Umkomaas lag mein Zuhause für die kommende Woche: 'Aliwal Shoal Scuba'. Nach einer herzlichen Begrüßung habe ich eingecheckt, meine Sachen aufs Zimmer gebracht und mein Tauchequipment in der Tauchbasis verstaut. 

Ein Zimmer mit Meerblick, Wie habe ich mich nach dem Meer gesehnt. Und hier macht der Ozean fast schon Lärm! Die Wellen sind ganz schön heftig, wenn es auch nicht gleich auf anhieb so aussieht! Der Himmel ist bewölkt und alles ist irgendwie echt. Genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Rough Diving! Ich freue mich! 

Als ich zurück zur Tauchbasis ging, um noch weitere Mitarbeiter kennenzulernen und um die direkte Strandlage abzuchecken, besprachen wir meinen ersten Tauchtag: Baited Shark Dive. Der  Versuch, meine Unsicherheit zu tarnen, ging gründlich daneben und Travis erklärte mir, dass das der beste Tauchgang zum Check-Dive wäre, da dieser nicht tief ist und man gute Sicht hat, um sich zu orientieren und sich einzugewöhnen. Im Anschluss folgt ein entspannter Rifftauchgang mit Raggies (Sandtigerhaie). Und sollte wegen meiner leichten Erkältung der Druckausgleich nicht funktionieren, könnte ich jederzeit zurück aufs Boot. 

Und auch wenn ich mittlerweile viel Erfahrung dank unterschiedlicher Gewässer habe und ich viel sicherer im Wasser bin: Ich war richtig nervös und aufgeregt. Nicht zuletzt auch wegen der beschriebenen rauen Einstiege via Zodiac ins Meer. 

Wenn der Fluss in Umkomaas genug Wasser hat, fährt das Zodiac über diesen ins Meer. Hat der Fluss kein Wasser, wird das Boot am Strand ins Wasser gebracht, und zwar am Ende einzig und allein mit Manpower. Irgendwie ging das alles gut, die Skipper wussten genau, was sie tun und Sicherheit ist hier einfach groß geschrieben, ob an Land, im Boot oder unter Wasser. 

Meinen ersten Tauchtag habe ich in Bilder für Euch zusammengefasst, und ja, danach war ich nicht nur erleichtert und schlauer, sondern auch tiefenentspannt, glücklich und der festen Überzeugung: Das ist ein magischer Ort, an dem ich mehr zu Hause bin, als ich mir erträumen ließ:

Über eine Woche habe ich so im Wasser verbracht, und die unterschiedlichsten Riffe erkundet und Tiere gefunden. Die meisten Gäste sind immer auf kurzer Durchreise und etwas seltener - wie ich - bleibt ein Gast über eine ganze Woche. Das ist aber meine Art von Urlaub, um den Ort, an dem ich tauche, richtig intensiv kennenzulernen. Und so haben sich alle die größte Mühe gegeben, mir die besten Riffe vom Aliwal Shoal zu zeigen; auch die, an die sich selten Taucher verirren. Besonders schön fand ich, dass andere Tauchlehrer mit ihren Schülern hier oft zu Gast sind und mit uns getaucht sind. 

Nach einer wunderschönen Woche im Aliwal Shoal bei Aliwal Shoal Scuba zog es mich weiter in den Süden und ich checkte bei Kym Pollard in ihrem Aqua Planet Dive Center bei den berühmten Protea Banks in Shelly Beach ein. Ihr top modernes Tauchcenter liegt direkt an der Hauptstraße von Shelly Beach. 

Gewohnt habe ich keine 200m entfernt in der Emerald Cove, einer kleinen gesicherten Anlage mit mehreren Wohneinheiten, wunderschöner Begrünung und einem kleinen Pool: 

Auch hier habe ich mich weitgehend selbst verpflegt, dennoch gab es umliegend und auch in direkter Strandlage wunderbare Restaurants mit richtig gutem Essen: 

Meine Recherchen im Voraus haben mich bewusst erst ins Aliwal Shoal und danach in die Protea Banks reisen lassen. Was im Aliwal Shoal schon unfassbar zu sein scheint, wird bei guten Bedingungen in den Protea Banks nämlich noch getoppt. Und erst recht zu meiner Reisezeit. Tiefere Tauchgänge, Hammerhaischulen von nicht selten mehr als einhundert Tieren, Tigerhaie, Bullenhaie, Riffhaie, alles, was das Taucherherz begehrt. 

Und so muss ich Euch leider sagen, dass meine Träume und Wünsche, die ich mir in den Protea Banks erfüllen wollte, nicht erleben durfte. Schlechte Wetterbedingungen, Wind, Strömungen, haben mich nur einen Tag in die Protea Banks gelassen. An allen anderen Tagen war Tauchverbot. Auch der Versuch, einen Tag im Aliwal Shoal zu überbrücken, hat nicht geholfen. Und so bin ich verfrüht abgereist und habe meine letzten Tauchgänge im Aliwal Shoal verbracht. 

Natürlich gibt Südafrika sehr viel mehr her als Tauchen. Nicht ohne Grund ist das Land derzeit unheimlich beliebt und ein sehr stark frequentiertes Reiseziel. Und auch ich habe an den Tagen, an denen ich nicht tauchen durfte, nach ein paar Sehenswürdigkeiten Ausschau gehalten und auch welche gefunden:

Dank meiner vorab installierten App "Here", die ich über das Smartphone im Auto angeschlossen hatte und die ich wirklich sehr empfehlen kann, habe ich alle meine Reiseziele problemlos und direkt gefunden, so auch das "Lake Eland Game Reserve". 

Hier kann man nicht nur ein paar Vegetarier der Big-5 Südafrikas finden wie z.B. viele Giraffen und Zebras, hier bekommt man auch ein kleines Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust. Unfassbare Aussichten bekommt man hier bei schönem Wetter geboten und der Park scheint endlos. 

Natürlich darf man diesen Park nicht mit anderen großen Nationalparks vergleichen, aber er war für mich genau das Richtige. Ich hatte wegen meines straffen Tauchprogramms kaum Zeit für mehrtätige Ausflüge, und Lake Eland kann man an einem Tag genießen und es ergeben sich wunderschöne Gelegenheiten für einzigartige "Überwasser-Bilder" im Fotoalbum. Mein Tipp: Gönnt Euch einen Tag Pause vom Ozean und packt einen Picknick-Korb und genießt den Ausblick am See. 

Auf dem Rückweg von Shelly Beach nach Umkomaas habe ich auch noch in der Crock World angehalten, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Da es geregnet hat, waren nicht viele Gäste da und ich wurde von einem Ranger abgeholt, der mir ein Babykrokodil in die Hand setzte und direkt danach erwähnte, dass er immer Trinkgeld bekommt. Soll er haben. Meine Telefonnummer und Anschrift habe ich ihm aber verweigert. Wir wollen es ja nicht übertreiben, nicht wahr. 

Was konnte ich dort sehen? Krokodile, Landschildkröten, ein paar Affen, exotische und tropische Vogelarten: Alles in allem ein normaler Zoo mit einem Schwerpunkt auf Reptilien und leider nicht mein Fall, das sage ich aber über alle Zoos. Für Kinder ist es sicherlich eine schöne Erfahrung, das älteste Krokodil Henry mit 140 Jahren zu treffen, aber ich war keine zwei Stunden dort und bin zurück zur Tauchbasis gefahren, denn im Wasser warten mehr Abenteuer auf mich. 

Ich hatte mich telefonisch schon angekündigt, weil mein Glück nicht mit nach Shelly Beach gereist ist. Und so habe ich wieder in Umkomaas in Aliwal Shoal Scuba eingecheckt. Die Wetterbedingungen scheinen hier einfach besser zu sein und wir sind die letzten Tage meines Urlaubs weiter getaucht wie zuvor. Mit wunderschönen Hai-Tauchgängen, und wenn ich zurück denke: Es gab nicht einen Tauchgang ohne Haie. Ich habe die Wracks "MV Produce" und "SS Nebo" erkundet und bin in riesigen Fischschwärmen versunken. Mein absolutes Highlight war aber auch die Gesellschaft der gesamten Crew in den Abendstunden: Hier wurde Musik gemacht, zusammen gekocht (und wehe, Du isst nicht mit!), manche haben getanzt, wir haben gelacht und einfach eine richtig gute Zeit gehabt. 

Soviel Glück ich in Aliwal Shoal hatte, so viel Pech hatte ich in Shelly Beach. Das ist Mutter Natur und irgendwie ist das - denke ich - Schicksal, denn ich bin so schockverliebt in Südafrika, dass ich definitiv wiederkommen möchte. Nicht nur zum Sardine Run, bei dem deutlich mehr Aktion im Wasser sein soll, sondern auch noch einmal extra, um mir größere Parks und andere Tauchgebiete anzusehen. 

Ein paar meiner Freunde waren etwas enttäuscht über zu wenig Bilder von der Landseite, und sie versuchten, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, wie man nur in ein so großartiges Land reisen könne ohne Nationalparks anzusteuern. Aber was soll ich Euch sagen? Mein Herz schlägt unter der Wasseroberfläche. Ich bin dankbar für ein paar Tage an Land, die ich effektiv genutzt habe und noch dankbarer für jede Stunde unter Wasser. 

Noch nie durfte ich Buckelwal-Gesang live über einen gesamten Tauchgang spüren und hören, noch nie habe ich so gewaltig viele große und neugierige "Oceanic Blacktips" gesehen, und ich freue mich schon auf das nächste Mal, da fange ich dann ohne Buchung in Shelly Beach an und versuche, Hammerhaie, Tigerhaie und Bullenhaie zu finden. 

Aliwal Shoal Scuba

1 Roland Norris Drive

Umkomaas, KZN 4170

Phone: +27 (0) 82 800 4668

E-Mail: info@aliwalshoalscubadiving.com 

Aqua Planet Dive Center & Charter, Protea Banks

The Emporium, Corner of Marine Drive & Kings Road

Shelly Beach 4265

Phone: +27 (0) 82 877 3966

E-Mail: info@aquaplanet.co.za